Freitag, 28. November 2008

nach einer morgendlichen Verstimmung im Arbeitsleben aufgrund der empfundenen Dummheit und assertiven Kritikresistenz Anderer in den alten Reflex verfallen, schnell aggressive Musik aufzulegen, bevor ich aus dem Haus gehe. Aus einem Stapel zum Ausrangieren vorsotierter CDs sind mir die Ramones in die Hand gefallen. Selten blöde Idee sie aufzulegen. Denn mit den ersten Staccati schon empfand ich, dass die Person, über die ich mich ärgere, sich am anderen Ende der Republik gerade über mich ärgert und halblaut die Ramones aufgelegt hat, mit dem Kopf wackelnd, um kurz mal ihre Aggressionen abzureagieren.
Diese furchtbare Nivellierung von Differenzen durch uniformen Geschmack erzeugt wohl das, was im heutigen Marketingjargon Empathie heißt.
Noch schlimmer: Wohlmöglich hören weder die betreffende Person noch ich sonst die Ramones. Nur eigens zu diesem Zweck haben wir sie aufgelegt, insgeheim ahnend, dass unsere Argumente jeweils nicht überzeugend wirken, so dass wir Frust abbauen müssen. Und die abgeklärte Theoretisierung, die ich gerade vornehme, ist abstoßender als jede nivellierende Empathie [vgl das Engagement der Ramones für die Republikaner], dümmer als jedes "I wanna live my life".
Letztlich Frankie Goes To Hollywood, aus den jüngst erworbenen Vinylplatten, die vermutlich jemand Anderes in mir vergleichbarer Lage ausrangiert hat, hervorgekramt und statt dämlicher Rebellion die Hilflosigkeit verspürt, im Alter von 9 mit meinem Vater in der Eishalle, im von der Mutter mit Elchen bestrickten Wollpullover, durch Lichtkegel sausen zu müssen, die am hellichten Tag die graue, stumpfe Fläche markieren, denkend, dass Pubertät in meinem Körper wohl dies werden würde, ein Spießrutenlauf.
Er hat bisher nie geendet.
Relax.

Keine Kommentare: