Freitag, 28. November 2008

Wie am Wochenende. Nur nicht ganz so voll. Und nicht ganz so spät. Wegen der Nachtbusse. Aber die Stimmung ist ähnlich. Es ist nach Mitternacht, und die Tram, die durch Friedrichshain fährt, ist voller Menschen, die sich selbst zwischen 20 und 35 fühlen. Alle ein bißchen alternativ, aber doch gekonnt gestylt (es geht hier nicht um Geschmacksfragen, nur um Stringenz....). 

Dasselbe Bild in der U1 durch Kreuzberg. Viele haben eine Bierflasche in der Hand. Also auch Donnerstag nachts. Naja, morgen ist Freitag, gewissermaßen Wochenende. Wobei ich mir sicher bin, das Bild wäre ähnlich am Dienstag oder Mittwoch abend. Früher hat mich das wahnsinnig genervt. Dieses Pseudo-Gepose. Aber dann fahrt mal nach Süddeutschland, seid nachts um die Uhrzeit unter der Woche unterwegs! Pah, dann wisst ihr, was ihr an Berlin habt. 

Am Kottbusser Tor stiegen, wenn ich mich recht erinnere, vor ein, zwei Jahren noch nur die aus, die neudeutsch als Prekariat bezeichnet werden. Mit und ohne Migrationshintergrund, aber schon irgendwie anders als der studentische Punkschick noch am Görlitzer Bahnhof. Heute nun steigen eben die akademischen dreadlockigen Nachwuchsbildungsbürger am Kotti aus. Ich sehe keine einzige 'prekär' wirkende Gestalt unter den Massen, die sich auf die Rolltreppe schieben. Zumindest dann, wenn man eben ganz unsüddeutsch nächtliche Bierflaschen in der Öffentlichkeit nicht als Hinweis auf 'prekäre' Zustände deutet. 

Auch diese Verschiebung in der Bevölkerungsstruktur (und ich gehe davon aus, dass Leute, die unter der Woche um halb eins nachts irgendwo aussteigen, dort oft auch wohnen, oder? Oder sind die noch beim Partyhopping?!) hätte mich vor einer Weile noch genervt - Gentrification-Alarm! Inzwischen rege ich mich nimmer auf. Ich gehöre zu den Leuten, die von Gentrification prinzipiell profitieren. Punkt. Alle, die nicht meiner Meinung sind, mögen sich bitte in ihren parkett-und stucklastigen renovierten Altbaupalästen Neuköllns über meine Arroganz aufregen. Immer noch besser, als gleich die Polizei zu rufen, weil ein kleiner Pimp vor ihrer Haustür zu laut Handyklingeltöne ausprobiert und damit Klein-Friedhelm weckt....

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