Mittwoch, 29. April 2009

Nach ausführlicher Diskussion, gründlicher Reflexion, Problematisierung des eigenen Standpunktes, kritischer Kontextualisierung der Fragestellung und einem Pott voll Erdbeeren mit Sahne kamen wir zu folgendem Ergebnis:

Einen Mann, der sich beim ersten Date einen Latte Macchiato bestellt, kann man als Mann nicht mehr wirklich ernst nehmen. Zu wahrscheinlich ist, dass er auch gerne Boxershorts mit aufgedruckten Autos oder kleinen Flugzeugen trägt. Zu cremig, zu weiß, zu milchig ist das Getränk - die symbolische Nähe zu Mütterlichkeit, Kindheit, Warmduscherei ist offensichtlich. Ein Cappuccino ist okay, wenn auch ein wenig vorstadtcool. Natürlich geht ein Cappuccino nur ohne Aroma. Cappuccino mit Mandel-oder Vanilleshot - Vorstadtsnob mit feminin-kindlichem Gaumen. Am Milchkaffee ist vor allem die Darreichungsform peinlich: ein Mann, der mit beiden Händen eine große Schale zum Mund führt, um daraus Milchigweißes zu schlürfen, erinnert an ein Kindergartenkind, das den Teller leerschleckt, nachdem es die Cornflakes rausgefischt hat. Und wozu, bitte, braucht ein cooler Typ Milchschaum?? Was tut man  nun mit einem Mann, der lässig-cool einen 'Cortado' oder einen 'Cafè con leche' bestellt? Eigentlich muss man in Berlin-Mitte wohnen, um das nicht affektiert und arrogant zu finden. Implizit wird Weltläufigkeit signalisiert, und beide Begriffe sind ja durchaus gebräuchlich: in Spanien. Naja, das ist der Typ Mann, der glaubt, als Frau falle man schmachtend vom Edelstahlhocker, wenn er den korrekten Plural von Espresso weiß - und anwendet.....wobei ein Espresso prinzipiell okay ist. Da kann mann dann auch Zucker reinkippen, was wir ansonsten als eher unmännlich befanden. Zum Espresso fiel uns noch folgendes ein: einen Mann, der mit diesen neumodischen Espressomaschinenpads hantiert, möchte man erst einmal nicht mehr nackt sehen. Wie soll man es finden, wenn er seinen Kaffee mit etwas zubereitet, was an Damenhygiene erinnert? Und dann am besten wieder mit Kleinmädchengeschmack (Vanille, Mandel...). Das hat den Sexappeal eines Herrn, der Roiboos-Tee bestellt (wir wollen festhalten, dass Männer eigentlich nur Schwarztee trinken sollten, außer sie sind krank oder werden von einer Frau zu anderem gezwungen). Sehr sexy finden wir es hingegen, wenn ein gutgebauter Mann morgens lediglich mit einer kleinen Metallstielkanne auf der Herdplatte dickflüssigen, schwarzen Mokka fabrizieren kann. Puristisch-maskulin. Schön. Ganz grundsätzlich gilt jedoch eine einfache Regel: wir möchten Männer, die sich ganz normalen Kaffee bestellen und diesen auch so nennen. Mit ein bißchen Milch und ohne Zucker in normalen Tassen. Und nicht beim nachmittäglichen Bestellen ängstlich auf die Uhr gucken, ob sie dann noch schlafen können. Die sich nicht symbolisch kastrieren, wenn sie mit einem summenden Milchschäumer in der Küche stehen, weil sie selbst den Kaffee sonst zu stark finden. Männer, trinkt Kaffee, einfach nur Kaffee! Und seht gut aus dabei....

Eigentlich dekonstruieren wir ja Geschlechtskategorien sehr gerne. Essentialistische Zuschreibungen liegen uns in der Regel fern. Wir haben die Postmoderne nämlich kapiert. So. Doch das hier musste mal gesagt werden....macht ja sonst keiner.

1 Kommentar:

h.mama hat gesagt…

herrlich. genau wie meg ryan in dieser "harry und sally"- szene (vor ihrer zeit, madame), wo sie einen teller essen bestellen soll und fünf minuten lang erzählt, was sie alles nicht will, bis einem schwindelig wird ob all dieser weltvermeidung. ein überfluss an zeichen, hinter denen der sprecher verloren geht, also hier der arme chancenlose mann, verloren gehen soll, wie ich glaube, aber wovor fürchten sie sich denn so? ich hab ja als jemand, der von den heutigen zeichen nicht soviel mitbekommt (also welche biersorten oder kaffes jetzt nicht gehen und so) immer so eine erleichterung, weil man muss dann wieder einfach abwarten, was das nun für ein mann ist.

(ein milchkaffee? oh my. ich hatte ja keine ahnung, wie kompliziert alles sein könnte)