Donnerstag, 25. Juni 2009

In der heutigen Zeit ist es manchmal nicht leicht, ein Mann zu sein. Zumindest glaube ich das. Schließlich bin ich keiner. Aber sogar mir fällt auf, dass es immer wieder Situationen gibt, in denen ich mich als Frau bevorzugt fühle. Heutiges Beispiel: das Fitness-Studio meines Vertrauens, eigentlich eher eine Wellness-Oase mit angeschlossenem Trainingsbereich.

Im Untergeschoss gibt es einen traumhaften Saunabereich. Vorne, wo Swimmingpool und Whirlpool sind, werden die Besucher noch höflich dazu angehalten, doch bitte Badekleidung zu tragen. Hinter der Glastür herrscht jedoch die totale Nacktheit. In der Biosauna liegt man, ausgestrahlt durch helles farbiges Licht, das angeblich Wohlbefinden auslösen soll, aber eigentlich eher nach Kühlschrankleuchte aussieht, auf dem Präsentierteller, während man schwitzt. Die finnische Sauna ist dunkel und holzig, wie man es kennt. Zwar muss man beim Rein-und Rausgehen durchaus über fremde Brüste, Hintern und sonstige Körperteile klettern. Aber liegt man erst einmal im Dunkeln auf seinem Handtuch, kann man abschalten - natürlich nur, bis jemand über die eigenen Brüste klettert und man tiefe Einblicke in den Körper des Mitsaunierenden erhält. 

Im Hamam, dem Dampfbad, könnte man sich nicht einmal mehr theoretisch in sein Handtuch hüllen (so wie man es züchtigen Saunaprospekten kennt - würde man das jedoch wirklich machen, gälte man als pathologisch verklemmt) - es ist so tropfnaß in dieser dunklen Höhle, dass Nacktheit zwangsläufig scheint. Dort hat man die Wahl, ob man sich lang ausgestreckt auf dem heißen Stein in der Mitte ausbreitet (und damit viel Platz hat, aber auch beobachtet werden kann), oder ob man sich lieber auf die schmalen Steinsitze an der Seite des runden Raumes entlang setzt (und damit Ausblick auf den jeweiligen Luxuskörper, der sich grad in der Mitte räkelt). 

Neben den drei 'heißen' Räumen gibt es Kneippbecken, Tauchbecken, Duschen, warme gekachelte Liegen. In diesem ganzen Saunabereich laufen die Leute nackt herum. Und es ist hier viel angenehmer, eine Frau zu sein. Nicht nur, dass die meisten Männer aus Höflichkeit (oder Angst?) einem mehr Platz auf den Liegen einräumen und sich nicht neben einen quetschen. Nein, denn ich habe die Wahl. In der heutigen Zeit gilt Wahl, auf obama: choice, ja als der Maßstab jeder Freiheit des modernen Individuums. Ich als Frau habe die Wahl, auch oben im ersten Stock in die separate Frauensauna zu gehen. Die ist zwar kleiner und spartanischer, aber es gibt sie. Wenn ich nicht unten in der gemischten Sauna duschen möchte, gehe ich nach oben zu den Frauen. 

Aber die armen Männer. Wollen sie saunieren, müssen sie das wohl oder übel unter der Beobachtung sex-and-the-city-geschulter Frauenblicke. Hintern, Sixpacks oder Waschbärbäuche, alles wird abgecheckt. Besonders lustiges Beispiel ist das Duschen: drei Duschkabinen, aber alle nur durch Glasscheiben getrennt. Wenn ich mich als Frau entscheide, dort zu duschen, Haare zu waschen, mich in Ruhe abzutrocknen, wird es klar, wie verwirrt und verängstigt der moderne Mann doch eigentlich ist. Einerseits bemühen sich die meisten Männer, explizit NICHT zu mir zu schauen, wissen sie doch, dass dies von mir missbilligt werden könnte. Gar nicht gucken geht allerdings nicht, wenn man sich auf so engem Raum befindet. Das noch größere (oder kleinere...) Problem stellt sich den Männern jedoch in ihrer eigenen Positionierung unter der Dusche: meist drehen sie mir erst einmal den Rücken zu. Dann wird ihnen, so glaube ich, bewusst, dass ich nun schön in Ruhe auf ihren Po gucken kann. Also drehen sie sich abrupt um. Und merken, dass das auch nicht besser ist. Die Hände wandern vor den Schoß, fast schüchtern. Kopf nach vorne gebeugt, damit sie auf ihre Füße starren können. Wenn ich anfange zu lächeln, hauen sie ab. Sie wissen ja nicht, worauf es sich bezieht. Ja, es ist nicht leicht, heutzutage ein Mann zu sein.....Ist die Gleichberechtigung nun eher vollendet, wenn man die Frauensauna schließt oder wenn man den Männern eigene Schwitzräume für ihre mehr oder weniger ansehnlichen Bodies einrichtet? Feminismus ist ja so kompliziert.....

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