Donnerstag, 5. März 2009

Schon wieder. Egal, an welchem Wochentag in welchem Monat zu welcher Uhrzeit ich von Kreuzberg aus mit dem Rad nach Hause fahre: immer immer immer ist da ein Auto. Nicht irgendein Auto irgendwo. Im Gegenteil. Tagsüber wundere ich mich ja gar nicht. Da fahren viele Autos rum, wir sind ja in Berlin, Hauptstadt und Metropole und so. Autos gehören da dazu, klar. Aber nachts wird Berlin in vielen Teilen zum Dorf. Man kann eine halbe Stunde fahren und nur gefühlte fünf Autos sehen. Die Bergmannstraße ist nachts, zumal an Wochentagen, eh tot. Der Prenzlauer Berg Kreuzbergs: alle Kleinkinder im Holzbett, die Journalisteneltern sind überm Bioweißwein eingenickt, die Volvos und Minicooper parken in Reih und Glied. Keine fahrenden Autos in Sicht. Am Mehringdamm dann manchmal der Kick, vor genervten Taxifahrern grade noch über die Kreuzung zu heizen. Dann wieder Ruhe. Im Winter hört man nicht einmal die Bongos ausm Viktoriapark. Und dann ist da ein Auto. Denn da ist IMMER ein Auto. Immer. Wirklich immer. Sobald ich mich der Ecke nähere, muss ich ein wenig langsamer fahren. Denn es wird da sein. So sicher, wie auf den Tag die Nacht folgt. Ein Auto brettert von rechts ziemlich schnell ran. Aus der Möckernstraße. Wie immer. Und zwar genau, haargenau, dann, als ich auf der Höhe der Straßenecke bin. Dabei ist die Straße doch echt klein und unbedeutend. Ich bremse ab. Der Autofahrer bremst ab. Ich frage mich, ob der Autofahrer auch denkt: da ist immer ein Radfahrer. Immer. Wirklich immer.  Es ist Mittwoch nacht, 1.45 Uhr. Und wir starren uns kurz an. Als ob in der Möckernstraße Autos  in einer Schlange stehen und darauf harren loszuschießen, sobald ich angefahren komme. Ist der Fahrer ein Protagonist in meinem Leben? Eine Figur, die austauschbar ist? Nur eine Variable? Oder bin ich nur eine Spielfigur für sein Leben? Der Radfahrer, der immer da ist? Ich lebe in einer Parallelwelt, von der meine Freunde nichts ahnen. Der Welt derjenigen, die sich nachts an der Ecke Kreuzbergstr./Möckernstr. begegnen. Es gibt Schlimmeres.

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