Dienstag, 9. Dezember 2008

Schöne Frauen oder Die Angst der Prinzessin vor der Königin

Warum fühlen sich manche Frauen von als schön geltenden Frauen bedroht? Warum regt man sich als Frau darüber auf, wenn ein Film voller Hollywood-Schönheiten ist? Warum ist man empört, wenn Männer oder andere Frauen die wundervollen Haare oder die tolle Figur einer berühmten Frau oder sogar einer gemeinsamen Freundin rühmen? Warum müssen manche Frauen stets betonen, dass sie überhaupt nicht aussehen möchten wie Miss X mit ihren überlangen Beinen, dass sie den Bauch von Lady Y nun wirklich zu muskulös und flach finden und generell nicht verstehen können, was denn nun alle alle an Madame Z finden, die Lippen seien doch viel zu aufgeplustert.

Das Interessante ist, dass jene Frauen ihre Haltung gerne als feministischen Akt verteidigen, als Widerstand gegen ein rigoroses, einengendes und uniformes Schönheitsideal. Dies möchte ich jedoch bestreiten. Für mich zeugt dieses Verhalten im Gegenteil von einer weiblichen Entsolidarisierung. Schöne Frauen als Bedrohung zu empfinden ist zutiefst patriarchal. Der patriarchale Reflex ist es, der einer schönen Frau sofort unterstellt, dass sie dumm sein müsste. Ist sie jedoch nachweislich intelligent, ist sie eine noch viel größere Bedrohung. Eine als nicht schön geltende Frau wiederum ist, Intelligenz hin oder her, grundsätzlich Spott ausgesetzt. Kurz und gut: weder eine zu schöne noch eine nicht schön genuge Frau kann nach patriarchaler Logik Karriere machen.

Wenn nun ein Hollywood-Sternchen mit seiner Schönheit berühmt wird - ist es wichtig, ob sie nun intelligent ist oder nicht (ganz abgesehen von der Messbarkeit solch einer fragwürdigen Kategorie...)? Fühle ich mich selbst wirklich besser, wenn ich die Figur einer Freundin oder Passantin negativ kommentiere? Mich erinnert das so sehr an die grausamen Zeiten, als wir, damals noch eher Mädchen denn Frauen, über diese oder jene ablästerten, genau wissend, was passiert, wenn wir selbst den Raum verlassen. Als tuschelnde Mädchengruppen im Schwimmbad auf die Blondine zeigten, die die meisten Jungs begehrten und es IHR übelnahmen und deshalb ihre 'Gazellenbeine' zu 'Stelzenbeinen' runterlästerten.

Wieviel Schwäche und Unsicherheit liegt in so einem Verhalten! Es zeigt doch nur, wie sehr Frauen die patriarchale Logik verinnerlicht haben, wie sehr sie sich dessen 'Teile-und-herrsche'-Prinzip unterwerfen und sich untereinander entsolidarisieren. Wie sehr sie selbst die Schönheitsmaßstäbe anlegen, die sie vorgeblich ablehnen - sonst müsste man sich ja nicht von den Frauen bedroht fühlen, die allgemein (!) als schön im Sinne des herrschenden Schönheitsideals gelten. Ich gebe zu, ich freue mich, wenn ich in einem Film solch schöne Frauen sehe. Ich kann auch Frauen sehr erotisch finden (mein Favorite ist grade Scarlett Johannson), und ebenso wie bei einem Mann kann das unabhängig davon sein, ob die Frau nun 'schöner' als ich in irgendeiner imaginierten Schönheitshierarchie ist (auf normal: "in einer anderen Liga spielt"). Auf der anderen Seite gibt es Frauen, die ich zwar als Frau nicht begehre, wo ich aber denke, dass ich so selbst gerne aussehen würde, einfach als Frauentyp (gerade: Hatice Aslan aus dem Film 'Drei Affen'). Ohne mich nun jeden Tag darüber zu grämen, dass ich das nicht tue. Mehr als Stil-Inspiration.

Wenn eine Freundin oder eine Passantin längere Beine oder einen flacheren Bauch hat, finde ich das wiederum meistens einfach schön - that's it. Wenn eine Fee mit ihren berühmten drei Wünschen kommen würde, hätte ich auch gerne diese Beine. Ohne die Fee geht es mir aber auch gut. Ich hab ja was anderes Schönes an mir, halt nicht diese Beine. Bis die Fee kommt, schaue ich auf die Beine der schönen Frau, einfach nur, weil ich sie schön finde.

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