Freitag, 12. Februar 2010

Winter in Berlin #2


Berliner Klowände und der Feminismus....

In den Toilettenräumen vieler Kneipen, Bars und Kinos bekommt man als Dame Werbung für Softdrinks, Kosmetika und ähnliches vermittelt, manchmal auch für Preisausschreiben, wo man einen Flug in die Karibik gewinnen kann. Nicht so in manchen Gegenden Berlins, wo frau eher einen Crashkurs in feminismusrelevanten Themen bekommt: Schönheits-und Diätwahn beispielsweise, wie man es in Klos von Kreuzberger Kneipen sieht, wo sich Ladies gegen Rasurpflicht wehren oder Konsum-und Körperkritik im Ernährungssegment verüben (siehe unten).

Wirklich verblüfft war ich jedoch über einen Aufkleber, der momentan in allen Damentoiletten der FU Berlin zu finden ist: freie Tampons, Binden, Mooncups und Schwämme für alle, gefordert von der "queerfeministischen frauen-lesben-trans-liste fu berlin". Wow. Ich sinniere über zentrale Tamponausgabestellen in allen Rathäusern, über Klagen vorm Bundesverfassungsgericht, wo Frauen ihren Rechtsanspruch auf kostenlose Körperhygieneartikel einklagen. Über Männer, die sich diskriminiert fühlen, weil sie ihren Rasierschaum nicht auch mit Märkchen am Schalter abholen dürfen und deshalb in Talkshows die binäre Geschlechterordnung grundsätzlich in Frage stellen.

Oder sollen Männer auch Zugang zu Tampons kriegen? Die Liste möchte das ja für 'ALLE', wie sie schreibt. In dem momentan in den Kinos laufenden - und im übrigen phantastischen, sehr lustigen - norwegischen Film *Nord* wird vorgemacht, was die Herren der Schöpfung machen können, wenn sie zwar Tampons haben, es aber einfach nicht bluten will:

den Tampon in Wodka tunken, aufm Schädel eine kleine Stelle kahlrasieren, den betrunkenen Tampon drauf mit Klebeband festmachen. Sieht zwar blöd aus, soll aber Wunder wirken, besser als Kiffen und Alkohol trinken zusammen, sagen die Protagonisten.

(Ich erspare mir jetzt Fragen wie die, ob die queer-liste mit ihrer Forderung nicht den Jugendalkoholismus verharmlost...)

Prost!


Die medialisierte Konsumgesellschaft ist grausam, aber auf eine bizarre Weise ästhetisch....